Montag, 21. Mai 2018

BCCG Kolumne - Von Meghan lernen

Es war ein Feuerwerk der brillantesten Sketchschreiber des Königreiches im Endspurt vor DER Hochzeit. Die bitterböse Channel4 Comedy The Windsors https://youtu.be/ubvmfwgi0Ng  ließ keinen noch so unappetitlichen Joke einer völlig dementen Königsfamilie aus. Die FT am 19.Mai spulte sich sogar noch über die hohen Toilettenkosten (£ 20 000) für die 2 800 Gäste vor dem Windsor Castle auf.

Aber dann kam alles anders als antizipiert. Der Grund war ein amerikanischer Bischof, Michael Curry.  Aber wer ist dieser Mann?   Diese Frage zu beantworten bemühten sich alle TV Kommentatoren noch bevor sie gestellt wurde. Die Ratlosigkeit einiger Gäste in St. Georges Chapel war dafür Ausschlag. Obwohl im Protokoll nachzulesen, ging es hier nicht um Fakten, denn der von Prinz Harry and Prinzessin Meghan zur Hochzeit eingeladene Reverend und amerikanische Bischof war lang genug angekündigt.  Es war seine Predigt, die mehr eine nachdenkliche Rede war, die für Erstaunen sorgte. Fiel sie doch aus dem gewohnt gesetzten Rahmen der Church of England.

Plötzlich sprach hier ein Gottesmann von Sklaverei, Liebe, die Macht der Liebe und u.a. Martin Luther King.  Es ging um das gegenseitige Verstehen, um Herrschaftsgeschichte und die Überwindung von Machstrukturen.  Ohne Frage wusste der Mann wovon er redet, schließlich stammt Meghan Markle aus seiner Familie von ehemaligen Sklaven.  Der Bischof schaffte was vor der Zeremonie kaum einer für möglich hielt: Er vermittelte eine Botschaft und erheiterte die Kirchenbesucher, führte sie zusammen ohne Multikulti-Gerede, ohne erhobenen Zeigefinger.

So wurde die Hochzeit zu einem Wendepunkt für das Königreich und seine Bewohner, obwohl Prinz Phillip garstig dreinschaute und Camilla alle Schalter im Kopf eingeschaltet hatte, aber trotzdem kein Licht erkennbar war.

Doch was macht den point of no return deutlich?  Das Koenigshaus verliess, eher ohne eigenes dazutun, das 20. Jahrhundert. Meghan steht, vielleicht nur wie Diana in ihren letzten Jahren, für "the most important influencer“ des royalen Betriebs. Style, Humor und Modernität eines neuen Anfangs.

Mögen die britischen Politikmandarine bei den EU Brexit Verhandlungen etwas davon lernen.  Für die Königsfamilie und das gesamte Land wurden mit der Hochzeit neue Maßstabe und Aufgaben gesetzt.

George Winterfield
BCCG.de